Sunday, May 18, 2014

Wie soll Europa auf Snowden reagieren?


Am 12. April 2014 war ich beim Taz.Lab als Panelist zum Thema Europa und digital Souveränität eingeladen. Hier meine Talking Points dazu.
 
Snowden hat uns gezeigt, was Digitalisierung heute auch schon bedeutet. Merkel hatte schon irgendwie Recht, dass das Internet für uns alle noch Neuland ist.  Wir werden uns jetzt langsam über die Risiken und Nebenwirkungen der globalen Digitalisierung bewusst. Dabei ist NSA nur ein Teil der Debatte.
 
Was heißt das für Europa. Ich sehe zwei Herausforderungen, und diese durchaus gestalterisch:

1) Eine europäische digitale Industriepolitik neuen Typus

Ist Europa gut beraten die technologische Entwicklung der digitale Gesellschaft weiter privaten Supermächten in anderen Ländern (Silicon Valley) zu überlassen und dann unsere Daten auch noch über deren Server laufen lassen?

z.Z. sprechen wir wieder viel über Energiesicherheit. Wir sollten aber auch über Datensicherheit sprechen.

Europa sollte gezielt Industriepolitik betreiben und europäische Anbieter stärken und/oder schaffen.  Mit Airbus hat Europa gezeigt, dass es erfolgreich gezielte Industriepolitik machen kann und dies in Private Public Partnership. Auch der Aufbau der Solarindustrie ist ein Beispiel für erfolgreiche Industriepolitik.
 
Die digitale Industriepolitik muss nicht eine Kopie der Airbus Strategie sein. Sie könnte selber eine Art Open Source Strategie sein, d.h. statt ein großes Unternehmen praktisch kommissarisch aufzubauen, könnten viele kleine europäische Initiativen gefördert werden. Das wäre Industriepolitik neuen Typus.

Eine digitale Industriepolitik sollte gekoppelt sein mit einer digitalen Regulierungsstrategie, die europäischen Privacy und Open Source Standards einfordert, die für alle Anbieter gleichermaßen gelten. Europa ist ja ein wichtiger Markt.

Z.B. Ein europäisches Facebook, das es Nutzern erlaubt mit Freunden von anderen Plattformen verbunden zu sein, Inhalte einfach von einer auf die andere Plattform zu migrieren und die eigenen Daten völlig zu löschen. Damit könnte man den ganzen Markt aufmischen. Und es wäre auch ein Beitrag zur Entwicklung einer europäischen Öffentlichkeit.

Frühere gescheiterter Versuche eine europäische Suchmaschine zu schaffen, zeigen, es gibt keine Erfolgsgarantie. Aber können wir es uns leisten es nicht zu probieren?

2) Die NSA ist nicht allein. Wir brauchen einen Good Governance Standard für Europäische Nachrichtendienste, der ein DIN für die Welt werden kann.

Snowden hat uns gezeigt, was die NSA tut, aber auch einen kleinen Einblick darin gegeben, was europäische Nachrichtendienste tun. Mann kann davon ausgehen, dass europäische Nachrichtendienste ähnlich arbeiten wie der NSA, aber ohne die riesigen Ressourcen.

Statt nur die NSA und die USA zu kritisieren (was wir weiter tun können), sollten wir auch nachfragen was die Praxis unserer Nachrichtendienste sind. Und wir sollten transparente Standards für EU Nachrichtendienste schaffen, die aber auch offen für andere Länder sein sollten, eine Art WTO zu Daten.

Das ist nicht nur wichtig als Antwort auf die NSA sondern auch um langfristig wieder Vertrauen bei der eigenen Bevölkerung zu schaffen, damit wir nicht digitale 'Stuttgarts 21' erleben, d.h. Die Bürger sich aus der digitalen Gesellschaft verabschieden.

Deutschland könnte hier ein Vorreiter in Europa sein. Gerade wegen seiner Geschichte. Und es wäre ein wichtiger Schritt mehr Verantwortung in der Welt zu übernehmen, wie Joachim Gauck neulich bei der MSC gefordert hatte.

Sunday, January 26, 2014

Analog is the new Organic

Snowden has shown us that in the digital world a level of surveillance is possible and practiced that would never have been accepted in analogue democracies. Now people start to rebel .

The significance of Snowden's revelations goes far beyond the use of private data by intelligence services but actually relates to the social acceptance of the digital world. The big questions Snowden has asked us, is how comfortable we really are in todays digital world, what price we are willing to pay for this digital world and what are the risks and side effects.

Here a comparison with mass food production could be useful. Through the development of more effective methods of meat production and the cultivation of food crops, including an ever higher degree of 'doping' with chemical fertilizers and hormones in animal feed food has become widly available at decreasing prices. This is a good thing in principle. At the same time we are becoming aware of the side effects: inhumane animal husbandry, swine flue, SARS, water shortages, increase in human allergies, diseases, obesity, increase in CO2 emissions through increased meat consumption, etc. One response to these effects was the movement 'Back to Nature', the production and marketing of organic products.

Replace mass food production by  mass digitalization. The digital world has brought us Search, Wikipedia, Facebook, Online Gaming, the Arab Spring, eBay, Amazon... However, it has also had side effects such as isolation, data harvesting of personal date for marketing and other reasons, and the comprehensive monitoring by intelligence agencies a la Big Brother in democracies and dictatorships alike.

Is this the time for a movement 'Back to Analog'? Defitely Maybe. As with 'Organic' which remains a niche in the mass production of food, 'Analog' does not need to replace the digital world. But Organic is increasingly important (e.g. 15% share of Berlin's food shopping) and has influenced by his standards the mainstream of food production.

With an Analog movement it could be similar, i.e. a growing niche which influences with its standards the digital mainstream, e.g. on the use of personal data and user information.

It is unlikely that intelligence agencies across the world will give up on the powers they have gained through digital. But if more people spend more time in the analog world the value of digital surveillance will decrease, and so will the value of digital marketing etc.

Then Analog could become the new Organic.

Tuesday, November 12, 2013

Analog ist das neue Bio



Snowden hat uns gezeigt, dass in der digitalen Welt ein Niveau der Überwachung möglich und praktiziert wird, das so in der analogen Welt von den meisten Menschen nie akzeptiert worden wäre. Jetzt bäumen wir uns dagegen auf.

Die Signifikanz von Snowdens Enthüllungen geht aber weit über den Umgang der Nachrichtendienste mit Daten hinaus. Im Grunde geht es um die gesellschaftliche Akzeptanz der digitalen Welt. Die große Frage, die Snowden gestellt hat, ist die, wie wohl wir uns in der digitalen Welt fühlen können, zu welchem Preis wir diese digitale Welt bekommen und ob wir bereit sind mit den Risiken und Nebenwirkungen zu leben.

Vielleicht hilft hier ein Vergleich zur Lebensmittelindustrie. Durch die Entwicklung immer effektiverer Methoden der Mästung von Tieren und dem Anbau von Lebensmittelpflanzen, einschließlich ein immer höheren Grad von Doping durch Kunstdünger und Hormonen im Tierfutter, sind Lebensmittel überall verfügbar und billiger geworden. Das ist gut. Gleichzeitig wurden aber auch Nebenwirkungen ersichtlich: inhumane Tierhaltung, Schweinepest, SARS, Wassermangel, Anstieg der menschlichen Allergien, Krankheiten, Verfettung der Gesellschaft, Anstieg des CO2 Ausstoßes durch vermehrten Fleischverzehr, etc. Eine Antwort darauf war und ist die Bewegung 'Zurück zur Natur', die Produktion und Vermarktung von BIO Produkten.

Ähnlich kann es mit der digitalen Welt sein. Sie hat uns Search, Facebook, Gaming, arabischen Frühling und digitales Shopping gebracht... Aber auch Nebenwirkungen wie Vereinsamung, Medienkrise, Shitstroms, die gezielte Vermarktung von persönlichen und kombinierten Daten und jetzt die flächendeckende Überwachung durch Nachrichtendiesnte a la Big Brother. 

Brauchen wir eine Bewegung 'Zurück zu Analog'? Vielleicht. Immerhin existiert BIO parallel zur konventionellen Lebensmittel Massenproduktion, kann und will diese aber nicht völlig ersetzen. BIO wird aber immer wichtiger und beeinflusst mit seinen Standards den Lebensmittel Mainstream.
So könnte es auch bei der Analog Bewegung sein, d.h. eine Bewegung, die mit immer mehr Bürgern den digitalen Mainstream so beeinflusst, dass Regeln und Verhaltensformen entstehen, die die digitale Welt nicht ignorieren kann. Beispiele gibt es schon: Buchladen statt Amazon, Cash statt Kreditkarten, Face2Face statt Facebook, Briefe statt email, Kino statt Netflix und auch wieder Denken statt nur Googlen.

Am wenigsten werden die Nachrichtendienste von dieser Analog Bewegung beeinflusst werden. Aber auch ihnen können wir das digitale Aushorchen erschweren indem wir wieder einiges Analog machen.

Aber ganz unabhängig von Snowden und NSA würde unsere Gesellschaft von einer Besinnung auf Analog profitieren.

Analog ist das neue Bio.


Tuesday, August 20, 2013

Die Krise und die europäische Öffentlichkeit

 
Meine These ist, dass die gegenwärtige Krise ein Katalysator für die Entwicklung einer europäischen Öffentlichkeit ist und das die nationalen europäischen Medien auch ihren Beitrag dazu geleistet haben. Diese Entwicklung wird durch zwei weitere Katalysatoren vorangetrieben: der revolutionäre Umbruch der Medienbranche und  durch neue Technologien.  Damit diese Katalysatoren tatsächlich eine europäische Öffentlichkeit im Habermaschen Sinne  schaffen, bedarf es noch einer echten Europäisierung von Policy und Politics.  Eine außerordentliche Gelegenheit dafür bietet die Europawahl nächstes Jahr.

***
Laut Habermas ist Öffentlichkeit ein „Netzwerk für die Kommunikation von Inhalten und Stellungnahmen, also von Meinungen; dabei werden die Kommunikationsflüsse so gefiltert und synthetisiert, dass sie sich zu themenspezifisch gebündelten öffentlichen Meinungen verdichten.“
Medien sind wichtigen Relaisstationen zur Bildung von Öffentlichkeit (Gerhards/Neidhardt), deren zentrale Funktion in der Ermöglichung von Selbstbeobachtung der Gesellschaft besteht.
Was auf nationale Ebene(trotz, und wegen ständiger neuer Herausforderungen)  im großen Ganzen funktioniert, wird auf europäischer Ebene bisher als utopisch abgetan. 
 
Aber hat nicht die Realität diese skeptische Betrachtung schon überholt?  
Ich denke ja, und glaube wir durchleben gerade eine Hoch-Zeit der Entwicklung einer europäischen Öffentlichkeit.
Aber halten wir erst mal fest: eine gewisse europäische Öffentlichkeit gibt es schon.  Es gibt sie in den Netzwerken von Kultur, Kunst, Sport, Film, Pop Music, Mode und natürlich Wirtschaft, oft schon als Teil einer globalen Öffentlichkeit. Man denke nur an die Champions League, den Eurovision Song Contest, die Venice Bienale, die Berlinale, die Milan Fashion Show und natürlich alle die tagtäglichen Wirtschafts-und Handelsverbindungen, europäischen Firmenzusammenschlüssen und der Wettbewerb um europäische Marktanteile.  Und die Medien agieren in diesen Bereichen auch schon als die oben genannten Relaisstationen. Beispiel sind die FT und der Economist, aber vor allem auch die große Anzahl von Fachmedien, die als eine Art Franchise, sozusagen im Großeinkauf Inhalte produzieren und diese dann auf die nationalen Märkte und in nationalen Sprachen vertreiben, wie z.B. Vogue, Elle, Helo, Playboy, Comics, Computer Magazine. Wie groß der Einfluss dieser Medien auf die Bildung einer europäischen Öffentlichkeit ist, kann man schwer schätzen, aber in jedem Fall ist er z.Z. im Entertainment und Business Bereich größer als in der Politik.
Obwohl die Schaffung der EU eines der kreativsten und erfolgreichsten Politikprojekte überhaupt war, hatte Politik in den letzten 60 Jahren kaum einen Beitrag zur Bildung einer europäischen Öffentlichkeit geleistet. Europa war erfolgreich und langweilig.

Aber in den letzten vier Jahren war Europa für einen Großteil der Titelgeschichten in europäischen Medien verantwortlich. Grund war nicht die 60ig jährige Friedens- und Wohlstandsgeschichte, sondern die schwere ökonomische und Identitätskrise der letzten Jahre. Wie schwierig und ‚messy‘ die Krisenbewältigung bisher auch immer war (und es sicher noch nicht vorbei), sie hatte einen positiven Nebeneffekt; Die Krise war und ist ein Katalysator für die Entwicklung einer europäischen Öffentlichkeit im Habermaschen Sinne.

Die Krise hat fast ganz Europa gleichzeitig erfasst und durch die europäische Währungsunion sind die Mitgliedstaaten gezwungen, gemeinsame Lösungen zu finden.  Das führt dazu, dass die selben Themen zeitgleich in Europa diskutiert werden, dass sich Kommunikationsflüsse bilden, synthetisiert werden und sich themenspezifisch gebündelte öffentliche Meinungen bilden (also genau das was Habermas als Öffentlichkeit beschreibt), zu Themen wie Austerität, Jugendarbeitslosigkeit, Steueroasen, Bankerboni und Datensicherheit. Das ist nicht immer nett, aber es sind echte Debatten mit kontroversen und starken Meinungen von echten Personen, nicht nur Propaganda für oder gegen Europa.
Zugegeben, noch werden diese Themen großenteils in nationalen Medien und Sprachen diskutiert, aber die Themensetzung und Argumentation laufen parallel und je nach politischer Ausrichtung auch ähnlich und koordiniert. Wir sollten diese nationale Debatten über europäische Politik begrüßen als Zwischenschritt zu einer sich entwickelnden supranationalen europäischen Öffentlichkeit.

Denn, neben der Krise gibt es noch zwei Katalysatoren, die eine europäische Öffentlichkeit fördern: der Umbruch der Medienbranche und neue Technologien.
Die Medien spielen schon jetzt eine wichtige Rolle als Relaistationen einer sich entwickelnden europäischen Öffentlichkeit (siehe oben). Die Ist-Situation ist aber hier weniger relevant als das was sich gerade entwickelt.  Die Medienbranche befindet sich in einem revolutionären wirtschaftlichen und technologischen Umbruch und es ist dieser Umbruch, der ein weiterer Katalysator für eine neue europäische Öffentlichkeit sein wird.

Alte und neue Medienhäuser suchen und testen neue Geschäftsmodellen um im Internetzeitalter mit Medieninhalten Geld zu verdienen. Sicher ist, dass Papier und die dazugehörigen Vertriebswege/kosten kaum noch eine Rolle spielen werden. Neben Paywalls, effektiver Online Werbung, Data Harvesting und Kuratierung von Nutzer-generierten Inhalten ist die Erschließung neuer geographischer Märkte eine Option, nicht zuletzt weil die Druck- und Vertriebskosten fast wegfallen. Europa als supranationaler Medienmarkt wird immer relevanter, und warum auch nicht. Deshalb wird die Suche nach der Erschließung des europäischen Medienmarktes zu einem Katalysator für die europäische Öffentlichkeit werden.
Bisher haben Versuche europäische Medien zu etablieren auch deshalb nicht funktioniert, weil es noch eine Sprachbarriere beim Medienkonsum gibt. Englisch funktioniert als Mediensprache, aber nur für eine kleine Gruppe von Medienkonsumenten. Das Sprachproblem wird aber in den nächsten Jahren irrelevant werden da neue Technologien eine sofortige Qualitätsübersetzung von Medieninhalten möglich macht. Schon jetzt kann man mit Google Translate Webinhalte in anderen Sprachen gut lesen. Bald wird  jeder auch die FAZ in Spanisch oder English lesen können. Oder aber neue europäische Medien, die sofort pan-europäisch konzipiert, kuratiert und vertrieben werden, online und in deiner Sprache. Der Umbruch in der Medienlandschaft und neue Technologien können europäische Medienformate schaffen, die mit Habermas, themenspezifisch gebündelten öffentlichen Meinungen verdichten‘.

Bei Medien und Technologie kann man optimistisch sein, hier werden sich der Markt und die Kreativität durchsetzen.
Bei der Politik, müssen wir dran bleiben, weil die Krise irgendwann vorbei sein und Europa als Krisenthema hoffentlich von den Titelseiten verschwinden wird. Aber die uns verbindenden Themen werden bleiben, ob europäische Wirtschaftsregierung, Budgethoheit des Parlaments oder europäische Steuern auf Finanztransaktionen.
Die nächsten 9 Monate bis zur Europawahl im Mai 2014 bieten dafür eine entscheidende Chance. Voraussetzung dafür ist, dass die Parteien echte europäische Wahlkämpfe führen mit Spitzenkandidaten und klaren politischen Forderungen, die nur auf europäischer Ebene umgesetzt werden können. Die Parteien, die dann die Wahlen gewonnen haben müssen den neuen Kommissionspräsidenten stellen und dessen Kabinett; genauso, wie es in einer parlamentarischen Demokratie eigentlich die Norm ist. Eine Politisierung und Demokratisierung der Europawahl ist die Voraussetzung dafür, dass die Wahlen überhaupt von den Bürgern ernst genommen werden.  Wenn der Bürger aber tatsächlich entscheiden kann, wer die europäische Regierung stellt,  wird europäische Politik spannend, für die Bürger aber auch gerade für die Politiker.

Sollten die Europawahlen nicht den beschriebenen Effekt einer europäischen politischen Öffentlichkeit haben und sollte die Krise vielleicht bald zu Ende gehender,  müssen wir die europäische Öffentlichkeit weiter über Fußball, Pop, Film und Playboy bauen.


P.S. Dies ist mein Redebeitrag auf dem Alpbach Forum 2013, der auch Basis für einen kürzere Artikel im European ist http://de.theeuropean.eu/andre-wilkens--3/7854-europaeische-oeffentlichkeit-in-der-bluetezeit

Sunday, November 11, 2012

The Big European Debate about Europe


Europe is in an economic and identity crisis and politicians only do the minimum to contain it rather than making a serious effort to solving it.
Trust has broken down, between citizens and politicians as well as between politicians of the different EU member states.
The economic outlook is bleak. Unemployment is historically high. Especially the high youth unemployment is worrying as it is in danger of turning one of the best educated generations into a lost generation.
As the current discussion about the next EU budget shows, there is no will or power to turn the corner and invest in a common future. Instead the EU budget discussion becomes even more of a distribution battle than in past years. The crisis has strengthened national reflexes rather than forcing more common action.
And Europe's role in the world is sliding, economically, demographically and politically.

We need a Big Debate about the mess we are in, how to get out of it and where to go from there. This needs to be a real and open debate and not only between the small circle of politicians which meet regularly at EU Council meetings in Brussels. These meetings have not been able to provide confidence in Europe"s future and this may be a reflection of the fact that the participants do not seem to believe in this common future themselves.

Of course we have debates about Europe, daily, in all media and fora, in all directions. But these are national debates with national actors and principally fueled by national interests.

But the future of Europe is not just a sum of national interests. 57 years after signing the Treaties of Rome the EU can now only advance on the basis of a European Interest.

Creating the European Interest is no simple matter. It needs a serious, honest debate, but a pan-European debate.

Is such pan-European debate possible without a European public space?
Yes, the absence of a European public space is a problem. We only have a very thin European public space based on media such as the Financial Times, the Economist, European conferences and networks based on exchange programmes such as Erasmus. But this reaches at the most the top 1%.
Social media provides a new opening for creating a European public space, at least for those speaking English. But we are not yet there.

2014 will be the next European Parliament elections. This will be the occasion to having a real pan-European Debate about Europe's future. Let"s use it.

What a big debate can look like we could just witness during the US Presidential elections. True, it was messy, populistic, corrupted by big money and corporate interests, in any event supersized. But it was also a big and real debate with competing visions of the future America; an America of more equality and with a constructive voice in the world versus an America of and for the top 1% with an aggressive foreign policy outlook (I may of course be biased in my summary). This debate was theatrical, exciting and engaging. And it was followed by billions around the globe even though they had no voting right but still felt affected and attracted by it.

What I propose is to take the best of the US election theater, merge it with our European election tradition and make the next 20 month leading up to the European Parliament elections the Big Debate about Europe.

What needs to be done?

1) Make the 2014 EP elections real elections. In a parliamentary democracy elections determins which political party or coalition creates the government and the prime minister. So far this has not been the case with the EP elections. Independent of the EP election outcome the member states decided about the President of the European Commission and its Commissioners. This has made the EP elections worthless to the citizens, they did not understand what the purpose of the election was apart from creating jobs for MEPs.
In addition, the current procedure means that the member states have two ways to decide in Brussels, first through their vote in the Council (similar to the Senate) and second through the decision of who will be Commission President and Commissioners (the EU Executive). But this structure can change without changing the EU treaties.

2) The European political party families, e.g. the conservatives, the social democrats, the greens, the far right and far left, should nominate their candidate for European Commission President and run a pan-European election campaign with this front runner in all countries. The top candidates need to campaign in all countries.

3) Each European party has to have a distinctive political programme which competes for votes, e.g. the social democrats for minimum wage across Europe, the Green against any new nuclear power, the conservatives for lowering taxes across Europe. The top candidates compete with this programmes for the European votes.

4) Parties design, manage and finance joint and distinctive election campaigns around their single top candidate. Money for election campaigning exists and just needs to be pooled.

5) professional TV debates of top candidates broadcasted across Europe at the same time. How this can be done we know from Eurovision song contest and the Europe"s Champion League. And we should get a bit of this drama and theater too.

So, let's have this big, long overdue Debate about Europe. And let's have it in the most suited way, through parliamentary democracy.

An edited version of this article was published by Project Syndicate: http://www.project-syndicate.org/commentary/initiating-a-pan-european-debate-about-europe-s-future-by-andre-wilkens
Copyright Project Syndicate - www.project-syndicate.org




Sunday, October 28, 2012

It's about impact, stupid. Machen Stiftungen Politik und wenn ja, wie (viel)

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Es tut sich gerade viel im deutschen Stiftungswesen. Im Kern geht es darum, wie Stiftungen in der Gesellschaft Wirkung erzielen, damit sie ihre vorhandenen Ressourcen effektiv einsetzen können, welchen Einfluss sie dadurch auch auf die Politik haben und was sie dazu legitimiert. Das ist keine neue Diskussion. Neu ist aber, dass offen darüber gesprochen wird, wie politisch Stiftungen sein wollen, können und dürfen. Denn bisher galt eher: „Don’t mention the ‚P‘-Word“. Die jetzige Debatte ist gut, spannend und ergebnisoffen. Es gibt nicht die eine Wahrheit und wird sie sicher auch nicht geben. Aber die Debatte an sich schärft das Verständnis dafür, wie sich Stiftungen in ihrer jeweils eigenen Weise wirkungsvoll in gesellschaftliche Veränderungsprozesse einbringen können und was es dabei zu beachten gibt. Die folgenden sieben Gedanken sollen als Beitrag zu einer offenen Diskussion verstanden sein. 1. Was heißt es für eine Stiftung, politisch zu sein? Wenn man 10 private Stiftungen dazu fragt, ist es nicht ausgeschlossen, dass man 13 verschiedene Antworten bekommt. Zählt man die Auftritte von Politikern bei Stiftungen zusammen, kommt man leicht zu dem Schluss, dass Stiftungen schon sehr politisch agieren, zumindest ein politisch orientiertes Forum bieten. Aber ist der Auftritt mit einem prominenten Politiker gleich Ausdruck von politischem Handeln? Leider eher selten. Oft ist es mehr der Celebrity-Faktor – und der ist bei privaten Stiftungen doch sehr verbreitet. Für die weitere Debatte wird daher folgende Definition vorschlagen: Politisch zu agieren und dabei Themenanwaltschaft betreiben bedeutet für Stiftungen, sich auf Basis eigener Kompetenz und Praxiserfahrung öffentlich für gesellschaftspolitische Themen und Ziele einzusetzen, Position zu beziehen, für sie die notwendige Aufmerksamkeit zu schaffen und systematische Wirkung zu erzielen. Dies muss und sollte nicht verkürzt werden auf den Akteur Staat und Politik, sondern betrifft alle gesellschaftlichen Gruppen und Entscheidungsträger, die für ein Thema relevant sind. 2. It’s about impact, stupid Eine Kernfrage ist, welche Wirkung eine Stiftung erzielen kann und in welchem Verhältnis die gesellschaftliche Ambition der Stiftung im Vergleich zu ihren Ressourcen steht. Sobald die Ambition das eigene Fördervolumen signifikant überschreitet, muss man Hebel finden und / oder starke Partner aktivieren. Wenn man sich z.B. als Stiftung das Ziel einer signifikanten Reduzierung von Treibhausgasen setzt, wird dies auch die größte Stiftung nicht durch eigene Praxisprojekte schaffen. In die Politik hinein zu wirken ist ein Hebel, um gesellschaftliche Wirkung zu maximieren. Es ist nicht der einzige Hebel, aber ein effektiver – je nach Ziel, Partnern und Kontext. Die Antwort auf die Frage, wie politisch eine Stiftung ist, zeigt sich schon in der Themenauswahl und der Definition der Stiftungsziele. Setzt man sich ambitionierte Ziele zu großen gesellschaftlichen Herausforderungen und will diese systemisch und nachhaltig erreicht sehen, braucht es eine Strategie, die Wirkung durch und über das eigene Handeln hinaus erzielt. Dies setzt politisches Denken voraus und ein Verständnis dafür, wie eigene Ressourcen so eingesetzt werden können, dass sie das Mehrfache bewirken, gesellschaftliche Veränderungsprozesse einleiten und dann eben helfen, die gesetzten ambitionierten Ziele zu erreichen. 3. Es geht um den strategischen Mix Für gesellschaftliche Probleme in einem immer komplexeren Umfeld gibt es selten die eine Lösung oder den einen Weg. Es kommt auf den richtigen strategischen Mix von Denken, Handeln und Kommunizieren an. Ausgangspunkt sollte dabei immer die eigene Stiftungskompetenz aus Praxiserfahrung, wissenschaftliche Solidität und Authentizität sein. In der Kombination von praktischen Förderprojekten an Schulen im Ruhrgebiet, einer wissenschaftlichen Studie mit der OECD, Veranstaltungen zur gezielten Vernetzung von Praktikern, Experten und Politikern und zeitlich abgestimmter Medienarbeit können z.B. nachhaltig Wirkung in die Bildungspolitik der Länder erzielt und der Politik Möglichkeiten aufzeigt werden, insbesondere wenn dieser Mix strategisch durchdacht, koordiniert und ständig evaluiert wird. Beim Initiieren, Finanzieren und Orchestrieren eines wirkungsvollen Mixes haben Stiftungen gegenüber anderen zivilgesellschaftspolitischen Akteuren einen Vorteil. Sie haben die Freiheit, die Möglichkeit und die Flexibilität, die jeweils besten Instrumente so zu nutzen und miteinander zu kombinieren, dass sie die größte Wirkung haben. 4. Politische Kommunikation Kommunikation spielt eine immer wichtigere Rolle in unserer Gesellschaft und so auch in Stiftungen und der Politik. Digitale Medien haben Kommunikation exponentiell beschleunigt. Kommunikation ist ein essentielles Mittel im Werkzeugkasten von Stiftungen geworden. Meist handelt es sich aber um traditionelle „Corporate Communication“, mit dem Ziel, die eigene Stiftung zu positionieren. Markenbildung ist eine nicht zu unterschätzende Aktivität, denn eine starke Stiftungsmarke schafft Vertrauen, politischen Zugang und Medienzugang. Dies ist insbesondere für neue Akteure wichtig. Aber Selbstpromotion ist zu oft auch Selbstzweck in der Stiftungslandschaft. Neben strategischer Markenbildung ist zielunterstützende Kommunikation entscheidend, also Kommunikation, die direkt auf die Zielerreichung einzahlt. Natürlich sind auch Veranstaltungen ein wichtiges Instrument politischer Kommunikation, aber eben nicht das einzige. Stiftungen müssen aufpassen, dass sie vor lauter Stiftungsveranstaltungen nicht das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren. Digitale und soziale Medien werden für Stiftungen immer relevanter, was auch die rege Beteiligung an der von der Stiftung Mercator, Körber-Stiftung und Stiftung Zukunft Berlin initiierten Stiftungs-AG ‚Stiftung 3.0‘ belegt, einer Plattform für den Erfahrungsaustausch zwischen Stiftungen zum Einsatz von digitalen Medien. Hier können Stiftungen noch Kommunikationstrends mitgestalten und für ihre Stiftungsarbeit aktiv nutzen. 5. Rolle von strategischen Partnerschaften Stiftungen sind vor allem auch Ermöglicher. Sie müssen, sollen und können nicht alles selber machen. Meist gibt es bereits etablierte Akteure, die man fördern und stärken und mit denen man gemeinsame strategische Partnerschaften eingehen kann. Dort, wo es diese nicht gibt, können Stiftungen auch neue Akteure schaffen, wie z.B. den von acht Stiftungen getragenen Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Ein interessanter Trend ist die wachsende Zahl von privaten Stiftungen, die gesellschaftspolitische Wirkung durch die Gründung und Förderung von Think Tanks erzielen wollen. So wichtig und gut dies ist, Think Tank-Förderung kann kein Ersatz für die eigene Stiftungsposition sein. 6. Personal und Capacity Building Um in diesen komplexen Zeiten politisch effektiv zu wirken, braucht es neben der Praxiserfahrung kompetente Mitarbeiter, die in größeren Zusammenhängen politisch denken und agieren können. Dies hat Auswirkungen auf die Personalrekrutierung und die interne Weiterbildung. Diesem Thema widmet sich seit einem Jahr die Reihe ‚Al Mercato-Neue Politische Kommunikation‘ des ProjektZentrums Berlin der Stiftung Mercator, die in regelmäßigen Abständen mit deutschen und internationalen Gästen verschiedene Fragen der politischen Kommunikation diskutiert, mit dem erklärten Ziel von Capacity Building. 7. Vor Ort sein Auch wenn man denken könnte, dass in Zeiten des Internets der Sitz keine Rolle mehr spielt, trifft dies in der Arbeit im politischen Raum nur bedingt zu. Es ist wichtig, am Ort der politischen Entscheidungen zu sein, relevante Akteure zu kennen und regelmäßig zu treffen, zu verstehen, wie und wann Entscheidungen getroffen werden. Das persönliche Gespräch ist immer noch eines der besten Mittel der politischen Kommunikation. Viele Stiftungen haben das erkannt und sind vor Ort in Berlin präsent, manche auch in Brüssel. Auch diese Entwicklung ist ein Hinweis darauf, dass Stiftungen zunehmend politisch agieren. Fazit: Die Antwort auf die Frage, wie politisch eine Stiftung ist, zeigt sich in der Themenauswahl und der Definition der Stiftungsziele. Setzt man sich ambitionierte Ziele zu großen gesellschaftlichen Herausforderungen und will diese systemisch und nachhaltig erreicht sehen, braucht es eine Strategie, die Wirkung durch und über das eigene Handeln hinaus erzielt. Dies setzt politisches Denken voraus. Beim Handeln haben Stiftungen die Freiheit, die Möglichkeit und die Flexibilität, die jeweils besten Instrumente so zu nutzen und miteinander zu kombinieren, dass sie die größte Wirkung haben. Ausgangspunkt sollte dabei immer die eigene Stiftungskompetenz aus Praxiserfahrung, wissenschaftliche Solidität und Authentizität sein. Politische Kommunikation, strategische Partnerschaften, Capacity Building und vor Ort sein, sind dabei entscheidende Faktoren für den Erfolg. Betrachtet man diese Kriterien, gibt es keinen Grund, das P-Word zu scheuen. Dies ist der Director's Cut des Artikels 'Don't mention the P-Word- Machen Stiftungen Politik und wenn ja, wie (viel), der in der Oktober Ausgabe von Stiftung&Sponsoring erschienen ist

Sunday, September 30, 2012

No time for your own story? Buy one

I am fed up with the inflation of fake old,'mechanically modified jeans'. Apart from my personal taste, I think these fake jeans tell us something about our society.

1. Worn jeans tell a story, workers and farmer's jeans look different to office workers jeans. Shops sell the jeans of manual workers, not of the brain workers. How comes that everyone prefers the manual workers jeans?

2. Worn jeans tell a story of action. Running around, a nail tears a hole while building a shed, being on your knees, having cigarette packs in your back pocket. We like a story but have no time, courage, occassion to live the story ourselves. So we outsource the story and just fake the result. And the jeans-story-telling is outsourced to machines and chemical substances.

3. It is an example of our consumer society going mad. Everything needs to be immediate. We cannot even wait to wear out a pair of trousers. We need to have a selection of them at various stages of wear. Will this set the example for other industries? Will we see cars with worn out seats and scratches for double the price of a new car?

Proposal:

If you like jeans with a story, buy at least jeans with a human story. Buy second hand. Or, start a project where new jeans are worn for a few months by those who like new trousers and cannot afford them. After a few month hard wearing they get a new pair and the jeans with a human story are sold of to the people who like the story but have no time to go through the process.